Badische Narren ehren einen Schwaben: Der Ortenauer Narrenbund (ONB) hat Wulf Wager, Mit-Autor der demnächst erscheinenden Fasnachts-Fibel, beim Quintus-Konzil am Freitag in Kehl mit dem Maulschellenorden ausgezeichnet.
Kehl. Die Badener – die närrischen zumal – sind weltoffen und haben ein Herz für ethnische Minderheiten. Das zeigte sich am Freitag beim Quintus-Konzil im Narren-Palais des Ortenauer Narrenbundes in Kehl. Gleich zwei Schwaben erhielten an diesem Abend hohe Auszeichnungen des ONB.
Der Maulschellenorden ging an Wulf Wager. Er ist Autor mehrerer gescheiter Bücher über Fasnachts- und andere Bräuche, Moderator von Fasnachtssendungen im Fernsehen, vor allem aber Mit-Autor der Fasnachts-Fibel, wegen derer der ONB lange mit der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) im Clinch lag. Die ist aber noch gar nicht erschienen – weshalb Laudator Ulrich Henze, Ordensträger im vergangenen Jahr, Parallelen zu US-Präsident Obama zog, dem man ja auch den Friedensnobelpreis verliehen hatte, ohne zu wissen, wieviel er wirklich zum Weltfrieden würde beitragen können.
Dank für Schulfibel
Doch seien allein schon Wagers kundige Bücher über Fasnachtsbräuche einen Orden wert, meinte Henze. Weil er das Wesen der Fasnacht begriffen habe: Fasnacht sei »mehr als ein Freudenspender nur«, sondern vor allem Teil der Kultur einer Region. Und diese gelte es zu pflegen: »Jedoch als Narr bist du gebunden da, wo du Heimat hast gefunden … Drum Wulf hier großer Dank gebührt, weil er im Buch uns dahin führt, wo man auch hat – das ahnt ihr schon – gelebte Narrentradition.«
»Wehrlet der Anfänge«
Diesen Aspekt stellte auch Wager zum Schluss seiner ansonsten höchst launigen und mit vielen geistreichen Gedanken über das Verhältnis zwischen Badenern und Württembergern gespickten Dankesrede heraus. Ob eine Zunft mit ihrer Fasnacht Zukunft hat, zeige sich nicht in dem sich immer weiter ausbreitenden »Krebsgeschwür« der Narrentreffen und in einer möglichst hohen Zahl von Auswärtseinsätzen, sondern darin, ob sie es schafft, die Fasnacht in ihrem Heimatort zu verankern. Und man solle sich hüten vor jenen Mantel-, Würden- und Fuchsschwanzträgern, die ihre äußeren Würdezeichen nur aus persönlicher Eitelkeit tragen und denen die Fasnacht eigentlich egal ist. »Wehrlet der Anfänge«, mahnte er – eine ironische Anspielung auf die Tatsache, dass er selbst 16 Jahre im Präsidium der VSAN saß, bevor er sich aus Frust über das Gebaren ihres Vorsitzenden Roland Wehrle zurückzog.
Ehrenkappe und Winzerhemd erhielt Duschan Gert. Der in Reutlingen aufgewachsene 54-Jährige ist seit 2009 Geschäftsleiter der Schwarzwaldsprudel GmbH in Bad Peterstal-Griesbach. Vor allem aber ist er Mitglied und einer der Hauptförderer der Jugendakademie in Kehl, dem wohl wichtigsten Projekt innerhalb des ONB, wie dessen Präsident Rainer Domfeld betonte.
Neu in die ehrwürdige Quintus-Bruderschaft aufgenommen worden ist Karl Küderle, Gründungsmitglied der Bohlsbacher »Krabbenaze« und langjähriger 2. Vizepräsident des ONB.
Autor:
Michael Müller